Mittwoch, 19. Dezember 2012

It's so hard to forget pain, but it's even harder to remember sweetness. We have no scar to show for happiness. We learn so little from peace.

Nachdem die vorherige (Arbeits-)Woche eher unspektakulaer verlief, gibt es nun ein kurzes Update: die Weihnachtsfeier.

Zu allererst moechte ich kurz verkuenden, dass ich nun Tamara B., M.Sc. bin. Mein Tutor hatte Erbarmen mit mir und mich genau so bestehen lassen, dass es meinen Schnitt weder verbessert noch verschlechter. Es ging am Anfang des Jahres schon das Geruecht rum, dass die Professoren sich meistens nach den vorherigen Noten richten. Ich bin jedenfalls mehr als dankbar dafuer. Ich war sogar schon so weit, dass ich mir ein neues Thema ausgesucht hatte, bei dem ich mich auf Daten aus meinem Arbeitsleben haette stuetzen koennen: Wachstumspotenzial der Windelindustrie in Indien. Aber naja, so muessen die indischen Kinder nun weiterhin in ihre Stoffwindeln oder auf die Strasse machen, dafuer ich habe eine Sorge weniger:)

Mittlerweile habe ich vier Wochen im Arbeits- bzw. Erwachsenenleben hinter mir und so schlimm ist es gar nicht. Alle die sagen Uni war ja so viel chilliger, haben vielleicht Recht, aber wenn ich an meine Panikattacken vor Klausuren oder Abgaben denke, unzaehlige Stunden, die man sich selber motivieren musste und die finanzielle Abhaengigkeit von den Eltern... ok... letzteres war vielleicht gar nicht soo schlimm... jedenfalls war Studentenleben auch nicht nur Spass pur. Vielleicht nur 95% Spass. ABER das Leben ist kein Ponyhof und es wird langsam Zeit Erwachsen zu werden. So richtig voran komme ich damit zwar noch nicht, aber ich gebe mein bestes. In diesem Zusammenhang sei nochmal erwaehnt, dass ich mittlerweile einen Handyvertrag abgeschlossen habe, was bedeutet, dass ich mich die naechsten 24 Monate an London BINDE! Und wer mich kennt weiss, dass 'commitments' und ich im beidseitigen Einverstaendnis eigentlich eher getrennte Wege gehen. Oh well.

So, nun zu unserer Weihnachtsfeier. Diesmal geht es nicht um Maenner, Peinlichkeiten, oder sonst irgendeinen Mist, sondern um eine Feldstudie ueber das britische Volk. Herrlich.
Eigentlich muesste ich mit letzter Woche Samstag anfangen:
Meine Mitbewohnerin wollte ja im November schon ausziehen, aber hat dann doch alles wieder abgeblasen. Anstatt dessen ist sie jetzt von Montag bis Freitag bei ihrem Freund und kommt dafuer gelegentlich am Wochenende nach Hause. Ich - derweil - wohne nun mehr oder weniger alleine in unserer 4-Zimmer Wohnung. Es gibt schlimmeres. ABER wenn sie am Wochenende zuhause ist, ist meistens remmidemmi angesagt. Letzten Samstag waren mal wieder ihr Bruder und ihre Schwester da. Beide aelter als sie, also ueber 30. Samstag habe ich eigentlich nichts von denen mitbekommen, da ich selber feiern war und erst um 5 Uhr morgens mit Doener im Schlepptau nach Hause gekrochen kam. Da war unsere Wohnung schon verwuestet und alle lagen im Bett. Nun kann man sich vorstellen: um 5 Uhr morgens zuhause, gefuehlte (wahrscheinlich nicht nur gefuehlte) drei Flaschen Schampus intus, ich brauchte erstmal Schlaf. Ab 9 Uhr morgens ging dann aber wieder remmidemmi los. Alle mussten Duschen, es wurde gesaugt, durch die Wohnung geschrieen  ich wurde im 20 Minuten-Takt aus meinem Koma geweckt. UND mir ging es wirklich nicht gut (habe ich hier irgendwas von erwachsen werden erwaehnt). Ich war so fertig, dass ich maximal nur den Home Button vom iPhone druecken konnte und als ich jedesmal die zirka 15 Messages auf dem Screen gesehen habe, ging mir ein 'Fuck that' durch den Kopf. Ich habe mich umgedreht und konnte fuer weitere 20 Minuten Schlafen. Der Hoehepunkt kam dann aber gegen 11. Unsere Stereoanlage wurde bis zum Anschlag aufgedreht und alle drei haben lauthals zu britischen Klassikern der 80er und 90er mitgegroehlt. Eine Stunde lang. Gegen 12:30 haben sich dann aber alle zum Glueck verabschiedet und ich konnte den restlichen Tag dahinvegetieren.

Gut, 5 Tage spaeter. Unsere Weihnachtsfeier. Schon Tage davor war es das grosse Gespraechsthema im Buero? Are you coming? Yes, I'm so excited!! Am Donnerstag war es dann endlich so weit. Leckeres Essen, coole Location. Man kann sich nicht beschweren. Es war in einem Bankgebaeude aus dem 19. Jahrhundert direkt in der City.






Trotzdem: Diese Firmenevents sind immer sehr gefaehrlich und man will sich ja auch nicht direkt nach 3 Wochen im Unternehmen blamieren;)

Um 18:15 ging das Event los, mehr oder weniger direkt nach der Arbeit...und um 20 Uhr hatten wir immer noch kein Essen, da sich noch Ansprachen und Ehrungen aneinander gereiht haben.  Meine letzte Mahlzeit lag somit schon 7 Stunden zurueck und ich war kurz davor auf der Zellulose unserer Servietten zu kauen. Und es gibt nur eine Sache, die schlimmer ist als Hunger: Wenn der Wein nicht mundet.  Naja als Ausgleich war dann das Essen umso besser. Doch nach dem Essen ging es dann los mit den Aktivitaeten. Bei unserer Firma ist wohl ueblich jedes Jahr Weihnachtslieder im Chor zu singen. Es wurde ein traditionelles britisches Weihnachtslied ausgewaehlt (das noch nichtmals der Amerikaner am Tisch kannte... naja vielleicht war er auch Jude, Mormone, Salafist... ich bin mir sicher bei der Weihnachtsfeier unseres amerikanisches Offices wurde aus ethischen Gruenden kein christliches Weihnachtslied gesungen) Jedenfalls wurde so aufgeteilt, dass jeder Tisch einen Vers singen muss und mache Verse singen alle zusammen. Hier der Text:

Also unser Tisch musste den umrandete Vers alleine singen und dazu aufstehen und die rot geschrieben Verse mit einem anderen Tisch zusammen. Klingt ja eigentlich nicht so schwer. Nur, nachdem wir das Lied zirka 4 mal durch gesungen haben und ich nur Bahnhof verstanden habe und jedes Mal meinen Einsatz verpasst habe, ist mir irgendwann aufgefallen, dass die Englaender nicht nur auf der falschen Seite Auto fahren, sondern auch von unten nach oben lesen. Jeder Kontinentaleuropaer haette wohl gedacht, dass man oben mit 'And a Partridge in a Pear Tree' anfaengt und dann runtersingt. Nein, das Lied geht anders:


Wenn man sich das Lied anhoert und dazu den Text liest, kann man wohl verstehen wieso ich etwas ueberfordert war. Jedenfalls konnte man so gut erkennen, wer in dem Laden Auslaender war und wer nicht. Dazu kommt noch, dass man wohl in Deutschland, ein winterliches Weihnachtlied in der hoechsten Tonlage und moeglichst original getreu gesungen haette. Aber wir sind hier in England. So wie meine Mitbewohnerin am Wochenende zuvor bei den Oldies mitgegroehlt hat, wurde auch bei uns mitgesungen. Eine Weihnachtslied im Stil von Glory Glory Man United, die Maenner reissen die Haende in die Hoehe und es kommt ein wenig Stadion Atmosphaere auf. Und wisst ihr was? Da ich eh nicht mitsingen konnte habe ich glatt mal ein Video gemacht. Guckt es euch an. So werden in England Weihnachtslieder gesungen. God save the queen!



Naja, ich wollte dann schon relativ zeitig gehen, da ich ja - wie alle - am naechsten Tag wieder zur Arbeit musste. An der Gaderobe herrschte dann komplettes Chaos. Die Gaderoben-Dame hatte ihren Job anscheinend vorher noch nicht gemacht und war voellig ueberfordert. So habe ich ihr kurzerhand gesagt, dass ich das selbst regle. Ich bin also in die Gaderobe, habe Jacke und Tasche selber gesucht und dann noch den restlichen Leuten, die dort gerade standen die Jacke heraus gegeben. Ich muss sagen, jahrelange Gaderobentraining bei Volkswagen hat sich in dem Moment ausgezahlt. Peinlicherweise stand dann in dem Moment auch gerade das Maedchen vor mir, die ich habe sitzen lassen, als sie mir damals die 50 Cold Calling Anrufe angedreht haben. Sie laechelte mich nur an und meinte: Hello Tamara! AWKWARD!!!


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