Sonntag, 17. Februar 2013

When you’re single, you’re as happy as you are. When you’re married, you’re as happy as the least happy person in the relationship

So, nachdem ich mal wieder eine Woche ausgesetzt habe, gibts nun den sonntaglichen Post.

Derzeit habe ich gerade einen London-Durchhaenger und es nervt mich irgendwie alles. Es liegt aber wohl groesstenteils daran, dass ich nun die Nachricht bekommen habe, dass meine "Mitbewohnerin" auszieht. In Anfuehrungsstrichen, da sie in den letzten 2 Wochen ganze 15min in der Wohnung war und auch nicht vor Mittwoch wieder kommt. Und somit sind die Tage des Alleinlebens gezaehlt und es geht an die elendige Mitbewohner-Suche, die ich mir lieber ersparen moechte.

Ansonsten liegt mein Tiefpunkt wohl auch daran, dass ich das Wetter nicht mehr sehen kann. Sicherlich habe ich mir wohl das falsche Land ausgesucht, wenn mich Regen, Wind und Kaelte nerven, aber derzeit nervts echt. Wann wird's mal wieder richtig Sommer? Nachdem wir letztes Jahr hier schon gar keinen hatten und nur die Olympia Euphorie die Leute ueber Wasser (literally) gehalten hat, kann es eigentlich nur besser werden dieses Jahr. Nagut, es ist ja erst Februar, aber trotzdem! Mist!

Um wenigstens etwas Abwechslung von dem Alltagstrott zu bekommen, war ich an den letzten beiden Wochenende feiern. Obwohl stimmt nicht ganz. Unverantwortlicherweise war ich auch unter der Woche 1-2 mal weg, was danach zu einem elendigen Tag im Buero gefuehrt hat. Ich habe mir aber schlauerweise die Tage ausgesucht, an denen mein Chef nicht da war und so hatten wir wenigstens Ruhe - ich und mein Kater - und ich konnte mich spannenden Aufgaben widmen wie Charts in Powerpoint zu erstellen oder Daten in Excel anzuordnen und zu kolorieren.

Ansonsten war ich vorherigen Freitag im Fabric, einer der grossen Elektro Clubs hier, wo es nicht ums Schoen-Aussehen geht sondern nur ums Tanzen. Aber so richtig ins Vergnuegen bin ich dort nicht gekommen, da einer von uns - wir waren eine relativ grosse Truppe - nach gefuehlten 10 min rausgeworfen wurde und so mussten wir gezwungenermassen alle gehen, denn es stand noch eine Afterhour an, sodass ich trotzdem erst um 7 zuhause war. Naja, man ist ja nur ein mal jung - aber dass man aelter wird habe ich dann am Samstag und auch noch am Sonntag gemerkt, als ich mich nur noch von Bett zur Couch bewegen konnte und das Haus nicht mehr verlassen habe. Samstag Nacht habe ich dann 14 Stunden geschlafen um den Missstand von der Nacht zuvor auszugleichen.

Am Donnerstag, Valentinstag, hatte ich natuerlich kein Date, die Hoffnung an Londoner Maenner habe ich mittlerweile komplett verloren, wer haette das gedacht. Also war girl power angesagt und ich habe mich mit einer Single-Freundin in einem runtergekommenen Pub getroffen (wo man tendenziell keine Paerchen erwartet und wenn doch ein Mann seine Freundin in diese Absteige fuehrt, fuehlt man sich jedenfalls im Single-Leben noch mehr bestaetigt) Naja in der Liebe geht es ja nicht um materielle Dinge, sondern man sollte den Partner ja an jedem Tag so behandeln als ob es Valentinstag sei. bla bla. Dieser Spruch gehoert zu meinen Favoriten dieses Jahr und kommt gleich nach: "Meine Freundin macht sich nicht aus Valentinstag. Deswegen habe ich ihr auch nichts besorgt". Liebe Maenner, bullocks! Aber gut, lassen wir das mit den Beziehungsratschlaege.

Nachdem ich Freitag also nur die Minuten bis 17:30 auf der Arbeit gezaehlt habe (schoen waren die VW-Zeiten als Freitags immer um 1 der Stift gefallen ist), habe ich es abends auch nur noch auf die Couch geschafft. Samstag war dafuer wieder sehr produktiv. Mit Hausputz, Fitnessstudio und abends Party.
Dieser Partyorganiser, den ich gluecklicherweise mal in einem Club kennengelernt hatte, ist echt ein Gluecksgriff, der jedes Wochenende eine andere Party im Petto hat. Dieses Mal wurde in einem Apartment in South Kensington gefeiert, das komplett mit beigem Teppich ausgelegt war. Drink of the night war Rose Prosecco und Vodka Cranberry. Der Wohnungsbesitzer war ein deutscher Hedgefund Manager, Anfang 40, der praktisch diesen Partyorganiser bezahlt diese Parties zu organisieren und dafuer zu sorgen, dass genug Leute auftauchen, vorzugsweise Maedchen. Diese Events sind immer grossartig um Leute kennenzulernen, networken und small talk zu halten. Mein Barbados-Typ aus dem vorherigen Post war uebrigens auch wieder da. Es sind allgemein halt viele dort, die im Banking arbeiten und die dicke Kohle machen. Ich hingegen, gerade den Berufseinstieg geschafft, muss dort nun immer die Wahrheit etwas benden um nicht mitleidig angeguckt zu werden. Meinen Wohnort habe ich von King's Cross 500m weiter oestlich verlegt, dort wo die Plattenbauten aufhoeren und der hippe Bezirk Angel anfaengt. "Where do you live? Well, in the Angel Area"... praktisch Angel-ish. Das ist zwar auch nicht South Kensington, aber die Reaktion ist dann immer: Oh that area is really nice! Really up-and-coming.
Fuer meinem Beruf muss ich mich eigentlich nicht schaemen, aber wenn ich sagen ich bin ein Industry Analyst, dann kommt immer: Which Industry? Und denen zu erklaeren, das ich Verkaufszahlen von Windeln oder Toilettenpapier untersuche und prognostiziere ist mir immer zu kompliziert und endet meist in detaillierteren Fragen. Leave me alone, it's the weekend. Somit bin ich mittlerweile nur noch ein Analyst und arbeite ganz spektakulaer in der Forschung. Ich wuerde sagen, das ist praktisch so als wenn ein Schlosser bei Volkswagen sagen wuerde, es sei Arbeiter im produzierenden Gewerbe, sehr vage.
Wie man merkt, sind diese Events immer sehr - wie soll ich sagen - pretentious, so moechtegernmaessig. Und das besonders bei den Maenner (ich erinnere nochmal an: Barbados! Have you been?)
Dazu gibt es auch eine erneute grossartige Story von Samstag:
Eine Freundin wurde von so einem Afrikaner dort auf der Party angelabert. Die haben sich kurz unterhalten, sie ist dann kurz raus eine Rauchen und ich stand dann da mit ihm. Er war so um die 50 wuerde ich sagen, ein Freund von dem Hedgefund Manager. Nachdem ich meine Analyst aus Angel Story zum 17 Mal an diesem Abend runtergespult hatte, fragte ich was er macht. Er hat 7 Jahre fuer World Bank gearbeitet, dann 3 Jahre fuer hier, 2 fuer da, nun hat er nen eigenes Business und macht bla bla in Afirka. Also hatte ich dort schon seinen kompletten professionellen Lebenslauf gehoert, dann fragte er mich wo ich immer feiern gehe. Feiern gehoert ja zu meinem Spezialgebiet und dort musste ich mich nicht verstecken! Also habe ich ihm kurz Gegend und Namen der Clubs gesagt, die ok sind. Er fing dann gleich an, er sei Member (also zahlt eine jaehrliche Mitgliedschaft von mehreren hundert Pfund um dort Mitglied zu sein), hier und dort(habe die Namen alle nicht so verstanden, weil er so genuschelt hatte), hoerte dann nur Tramp raus. Und ich antwortete dann nur: Oh yea, Tramp is quite a nice place. Hmm er meinte geht so, it's full of gold diggas (Frauen die reiche Maenner ausnehmen). In dem Moment schoss mir nur mein geliebtes: SERIOUSLY? durch den Kopf. DU erzaehlst mir hier gerade was du alles schon gemacht hast, was du alles hast, und verkaufst dich hier als der Koenig von Afrika und sagst mir dann, dass du ein Problem mit gold diggas hast?! Naja, auf dem Gebiet hat er bestimmt schon die ein oder andere schlechte Erfahrung gemacht. Uebrigens habe ich ihn dann ne Stunde spaeter Arm in Arm mit nem Mitte 20 Maedel auf der Couch gesehen. Dazu kann sich nun wohl jeder seinen eigenen Teil denken.

Wie gesagt, die Parties sind immer sehr monoton, man lernt viele Leute kennen, erzaehlt aber immer das gleiche und es ist deswegen irgendwie etwas lahm. Eigentlich setzt der Partyorganiser dann alle zu einer bestimmten Uhrzeit ins Taxi und sorgt dafuer, dass es noch clubben geht. Aber um halb 1 war immer noch kein Plan da. Also sind wir danach mal wieder ins Upper West zu unseren Banker Freunden. Da es schon relativ spaet war, war dort die Stimmung wenigstens gut und so hatten wir noch etwas dancing action.

Und heute ist das Wochenende auch schon wieder vorbei und eine weitere Arbeitswoche wartet auf mich... wie viele Tage sind es noch bis zur Rente?

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